EL
CHORRO
2010
Wir schrieben das Jahr 2010. Es war
November und saukalt in Deutschland.
Da beschlossen wir uns auf den Weg nach Südspanien zu machen.
Eine Freundin,
die zu dem Zeitpunkt dort unten in Malaga wohnte, wollten wir auch noch
besuchen. Somit ließ sich das wunderbar mit einem
Kletterurlaub bei gefühlten
20° verbinden. Also ab ins Auto und los. Vor uns lagen 2320 km.
Die Fahrt
dauerte 32 1/2 Stunden. Wir kamen eineinhalb Tage später an.
Es war nachts um
2. Erst mal duschen gegangen und Malaga unsicher gemacht, auf der suche
nach
was essbarem. Natürlich hatte um die Uhrzeit nichts auf, wo
man sich etwas
zwischen die Kiemen hätte hauen können. Also
zurück zum Auto.
BOOOOOOOOOOOOOOOM. Der Schock. Hatten die uns tatsächlich das
Auto aufgebrochen
und ´´ALLES´´ mitgenommen.
Angefangen von den Klamotten, bis hin zur kompletter
Ausrüstung. Wir standen also da und hatten nichts mehr.
Lediglich die Sachen, die
wir noch an hatten. Ok. Ewig nicht gepennt. Jetzt erst mal der Act mit
den
Cops. Die dort so gar nicht freundlich waren. Sie haben uns erst mal
jegliche
Hoffnung genommen, die Sachen je wieder zu sehen. Danach erst mal bis
mittags
die Rennerei für ´ne neue Scheibe. Naja. Shit
happens. Aber die Leute von Car
Glass waren wirklich der Hammer. Die haben Ihre Arbeit wirklich gut
gemacht und
waren außerdem richtig nett. Die Stimmung hatte sich
mittlerweile auch wieder
verbessert. Erst mal noch was essen gegangen und auf nach El Chorro.
Dort
angekommen erst mal den Campingplatz inspiziert. Er war wirklich
schön. Und das
Herz blutete, als ich die Felsen sah und an meine Sachen dachte. Der
nächste
Weg war der zum kleinen Klettershop von El Chorro. Dort wurde dann erst
mal das
Nötigste Equipment gekauft, dass der Urlaub nicht voll ins
Wasser fällt. Er
hatte solches Mitleid mit uns, dass er uns eine Runde
Zahnbürsten schenkte. Die
waren ja auch weg. Ein Stückchen weiter oben hat
Migúel seinen Laden. Naja.
Laden kann man nicht sagen. Wir liefen eine kleine Gasse rein, die
wirklich
sehr klein war. Plötzlich gieng eine Tür auf und eine
kleine, gut beleibte alte
Spanierin stand vor uns. ´´La
tienda?´´
´´Si
Senórita´´ Sie lief an eine andere
Tür, machte sie auf und schrie
schon fast. ´´Migúel, tienes la
clientela!!!´´ Dann kam Migúel. Ein
kleiner,
alter klappriger. Aber er hatte eine Art an sich, die uns
Städtischen Leute
wirklich neidisch werden lässt. Sowas wie Hektik und Stress
kennt er nicht.
Ganz gediegen giengen wir aus der Gasse zu einer kleinen Garage.
´´Hä?´´ Das ist
also der Laden. Wie geil ist das denn.
Es gab auch noch einen anderen Laden, der
wirklich wie einer aussah.
Dieser
hatte aber erhebliche Preise. Ok. Zurück zum Campingplatz.
Abends
erst mal ein paar, oder auch mehr Servezas getrunken und ab in die
Falle. Wir
schliefen wirklich gut. Bis!!!!! Bis irgendein total besoffener Russe
anfing
rumzubrüllen. Anscheinend haben ein paar russische Mitmenschen
etwas über den
Durst getrunken. Der eine ging ins Zelt pennen. Der andere Fand dieses
nicht
mehr. Also rief er nach seinem Kumpel.
´´IIIIIIIIIIgooooooorrrrrrrrr´´
´´IIIIIIIIIIIgoooooooorrrr´´.
Und das so laut,
dass es jeder hören konnte. Das
ging fast eine Stunde. Bis die Campingplatzbesitzerin kam und mit der
Polizei
drohte. In diesem Moment hat er den Vogel abgeschossen. Er antwortete
in der
gleichen Lautstärke, in der er vorher gerufen hatte mit einem
lauten,
´´sooooooooooooorryyyyyy´´,
´´i´m
soooooooorrrrryyyyyyy´´ Der kumpel
kam dann
irgendwann, nahm Ihn mit zum Zelt und es war wieder ruhig. Ich machte
am nächsten
Morgen die Augen auf und das erste was mir in den Sinn kam, war die
Anderen zu
wecken. Mit einem herzhaften, IIIIIIIIIIIIIIGOOOOOOOOOOOORRR
holte ich sie aus dem Schlaf. Alle, also
nicht nur wir, sondern der
ganze Campingplatz machte sich über sie lustig. Nach dem
Frühstück machten wir
uns erst mal auf den Weg nach Álora. Wir brauchten neue
Kleider und alles, was
man so zum Leben benötigt. Danach ging es erstmals zum Fels.
Ich blickte hoch
und sah auf ca. 30 m einen Umlenker. Aber keine Haken zwischendrin.
Kurz
nachgedacht, beschlossen die Tour zu gehen und rein in die Schuhe.
Unterwegs
legte ich dann eine Sanduhr, bei der ich mir nicht 100%ig sicher war,
ob sie
halten würde. Egal. Nicht weiter nachgedacht, sondern weiter
geklettert. Die 2.
Sicherung legte ich auf etwa 20 m. Ich habe mich noch denken
hören ´´Steffen,
flieg bloß nicht, die hält
nicht!´´ Aber das war reine Kletterei. Die letzte
Sicherung legte ich dann auf etwa 27 m und war heilfroh. Das letzte
Stück war
dann doch etwas anspruchsvoll für ´´free
solo´´.
Am Umlenker angekommen stieg eine riesen
Freude in mir auf.
Eine wundervolle Gegend, die Aussicht war
super und das Wetter einfach
herrlich.
Ich wollte das Seil schon abziehen, als
ich jemanden rufen hörte. Aha.
Ich war der einzige, der diese Tour im Vorstieg kletterte. Es fing dann
bald zu
regnen an und wir gingen wieder zum Zeltplatz. Eine Dusche und ein paar
Servezas später wurde dann auch der Hunger groß. Den
Abend verbrachten wir dann
mit erzählen und mucho Serveza.
Tags darauf waren wir wieder in
Álora. Mittags wieder an den Fels.
Diesmal weiter unten. Es hat wirklich Spaß gemacht, die
Spielerei an diesem
schönen Gestein. Leider wurde das Wetter wieder mal schlechter
und zwang uns
das Ende des Tages vorzuziehen. Mittlerweile unterhielt man sich mit
einem
anderen deutschen Pärchen. Tauschte Erfahrungen aus und machte
Quatsch
miteinander. Für den nächsten Tag wurde dann eine
gemeinsame Unternehmung
geplant. Es ging nach Valle de Abdalajis. Dort waren wir dann erst an
einem
technisch schönen Kletterfelsen, wonach wir dann im Anschluss
die Felsen direkt
am Parkplatz aufsuchten. Und wiedermal kam die Dunkelheit. Also zurück zum
Zelt. Der Abend war wieder
sehr relaxt bei mucho Serveza.
Ausschlafen war an diesem, letzten Tag
nicht wirklich drin. Wir fuhren
nach Malaga, wo ich das Auto bewachte und auf die Anderen wartete, die
die
Freundin abholen waren. Sie wollte den letzten Tag mit klettern gehen.
Es war
ein sehr schöner Tag. Nicht viel, aber sehr intensiv
geklettert. Waren wieder mal
sehr schöne Touren dabei. Jeder Abschied
ist bekanntlich schwer. Aber er musste ja kommen. Wir fuhren also
unsere
Freundin wieder nach Malaga und machten uns auf den Heimweg. Und es
war, als
würde Spanien uns vermissen. Es regnete die gesamte Heimfahrt.
Aber ich muss zugeben.
Auch wenn ich fremde Kulturen und Sitten sehr interessant finde, war
ich froh,
irgendwann kein Spanisches Gedudel mehr hören zu
müssen. Das traute heim kam
immer näher, und die Freude auf das eigene Bett wuchs
Kilometer für Kilometer.
Dann kamen wir an der langersehnten Grenze zu Deutschland an. Jetzt war
es
nicht mehr weit. Und man sah den Schnee und die Kälte, die
draußen vorbeizogen.
Brrrrr. Die Heimat war erreicht und ich zog mein
Resümé.
Es war ein schöner, aufregender,
aber auch teurer Urlaub.
Written by Steffen Moberg
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